Expertentexte: Presseverteiler, Fangfragen und Relevanz – die 3 häufigsten Irrtümer zur Pressearbeit

Expertentexte

Führung durch den Blätterwald

Was können Sie hier lernen?
Sie erfahren, wie Sie als Unternehmer oder Unternehmerin mit den richtigen Themen Ihre Wunschkunden erreichen. Und zwar mit zielgerichteter Pressearbeit – ganz ohne die klassische Pressemitteilung.

Agenda dieses Textes

  • Braucht es einen Presseverteiler und Kontakte?
  • Lässt sich eine Falschdarstellung vermeiden?
  • Muss man berühmt und exotisch sein?

Presseverteiler, Fangfragen und Relevanz: Das sind die 3 häufigsten Irrtümer zur Pressearbeit.

Keine Ahnung, was die Statistik dazu sagt, aber nach 20 Jahren im Job habe ich da meine eigene Hitliste.

  1. Kontakt in die Redaktion sind wichtig.
  2. Man muss Medienprofi sein.
  3. Man muss berühmt sein.

 

1. Irrtum zur Pressearbeit: Kontakte in die Redaktionen sind wichtig.

Die häufigste Frage, die mir von Neukunden und -Kundinnen gestellt wird, und zwar fast immer: „Hast du denn gute Kontakte?“

Meine Antwort: Es kommt darauf an. Diese Frage ist zu unspezifisch.

Welche Medien sind denn gemeint? Zu manchen Medienbereichen habe ich gute bis sehr gute Kontakte und zu anderen so gut wie gar keine. Weil meine Kunden öfter aus dem Dienstleistungsbereich kommen, habe ich bessere Kontakte zu Wirtschaftsmagazinen und Fachzeitschriften der Themenfelder Beratung und Service als zu den Medien, die sich mit Produktion und Handel beschäftigen.

Rund 1.500 Publikumszeitschriftentitel vom Spiegel bis zur Hörzu, mehr als 100 verschiedene Tageszeitungen plus Regionalausgaben und dazu auch noch 5.500 Fachmedien von A wie „Automation & Digitalisierung“ bis zu ZZP wie Zeitschrift für Zivilprozess – wie in aller Welt sollte jemand zu all diesen Medien persönliche Kontakte pflegen?

Das geht doch gar nicht. Und ist auch überhaupt nicht notwendig, denn den Platz auf der Seite gewinnt nicht diejenige, die weiß, wie der Redakteur seinen Kartoffelsalat mag, sondern die beste Geschichte.

Kontakte sind toll, keine Frage. Es gibt Kollege und Kolleginnen, bei denen ich regelmäßig Geschichten und Experten unterbringen kann und das ist immer sehr angenehmes Arbeiten. Ich weiß, was sie suchen, sie wissen, was ich habe. Alles gut.

Aber: Wenn mein Expertenkontakt nicht zum Titel oder zum Thema passt, dann bleibt er raus. Da nutzt es auch nichts, wenn man sich persönlich kennt und mag.

FAZIT: Kontakte sind schön, wenn man sie hat. Aber sie sind kein Kriterium für den Erfolg. Wichtiger ist, dass man das Expertenthema anbietet, was gesucht wird.

Das gilt im Übrigen auch für den Presseverteiler. Ja, den braucht man, aber auch hier geht Qualität vor Quantität.

Mein Tipp: Wer sich 3 bis 5 Medien raussucht, die exakt dazu passen, was man strategisch vorhat und diese Redaktionen gezielt anschreibt, der muss keinen großen Presseverteiler haben. Ohne Kontaktdaten der Redaktionen geht es allerdings auch nicht.

 

2. Irrtum zur Pressearbeit: Man muss ein Medienprofi sein.

Ich verstehe die Angst natürlich, dass Worte im Mund umgedreht werden, Zitate aus dem Zusammenhang gerissen und man als dümmster Mensch auf Erden dargestellt werden KÖNNTE.

Passiert aber in seriösen Medien nicht. Davor schützt ein stückweit der Pressekodex, dem sich (die guten) Journalisten verpflichten.

Zum Beispiel Ziffer 1, unter der es u.a. heißt „Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse.“

Oder Ziffer 2 mit dem Satz „Zur Veröffentlichung bestimmte Informationen in Wort, Bild und Grafik sind mit der nach den Umständen gebotenen Sorgfalt auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen und wahrheitsgetreu wiederzugeben.“

Oder Ziffer 9, in der es heißt „Es widerspricht journalistischer Ethik, mit unangemessenen Darstellungen in Wort und Bild Menschen in ihrer Ehre zu verletzen.“

Der komplette Text ist hier zu lesen: https://www.presserat.de/pressekodex.html

Und jetzt kommt das große Aber: Boulevard spielt in einer anderen Liga. Wer sich auf die Medien mit den großen Buchstaben einlässt, muss leider mit allem rechnen.

Der Pressekodex ist wie der Piratenkodex: Wer etwas auf seine Ehre hält, achtet den Kodex wie ein Gesetz. Alle anderen sehen ihn als grobe Richtschnur, einen Vorschlag, ein Regelwerk für Gut-Menschen. Das finde ich persönlich sehr Pfui, aber das ist gerade nicht das Thema.

FAZIT: Wähle deine Schlachten weise. Seriöse Medien hauen dich nicht in die Pfanne. Gleichwohl kann es passieren, dass im Bericht eine Tonalität, ein Dreh, ein Schwerpunkt herausgestellt wird, den man so gar nicht beabsichtigt hatte. Da wird dann aus einem Netzwerk von kompetenten Unternehmerinnen ein Kaffeekränzchen der Selbstverwirklichung.

Mein Tipp: Vorab genau überlegen, was man NICHT im Bericht hören möchte. Gegensteuern, wenn man das Gefühl hat, das geht in die falsche Richtung. Vielleicht mit dem Satz: „Das mag für Außenstehende den Eindruck vermitteln, dass […], aber das stimmt nicht. Tatsächlich sind wir […].“

Hier ist allerdings Fingerspitzengefühl gefragt. Deutet sich gar nicht an, das etwas in die unerwünschte Richtung geht, besser nicht mit der Nase darauf stoßen, welche Missverständnisse es geben könnte.

Ohnehin sollte man auch als Befragte:r nie ohne Notizen in ein Interview gehen.

 

3. Irrtum zur Pressearbeit: Ich bin doch gar nicht interessant genug.

Als ob. In 100 von 100 Fällen ist das falsch. Jeder, der Unternehmerin oder Unternehmer ist, ist allein schon durch diese Tatsache interessant. Denn er oder sie hat eine Geschichte, die dem vorausging. Hat eine Mission, die vorantreibt. Eine Vision, die erfüllt werden will.

Wer sich mit einem Thema so gut auskennt, das er oder sie damit Geld verdient, hat etwas zu erzählen. „Mich kennt doch keiner“ und „Ich weiß gar nicht, was die über mich schreiben sollten“ und „Ich bin doch nur ein kleines Licht am Sternenhimmel“ – alles Quatsch.

Alles, was zählt:

  • Die interessanten Elemente finden und den Scheinwerfer darauf richten. Das Stichwort ist hier „Nachrichtenwert“.
  • Die Botschaft finden und erzählen. Das Stichwort ist hier „Storytelling“.
  • Die Themen mediengerecht formulieren und anbieten. Die Stichworte sind hier Pitch-Mail oder Presse-Pitch.

Der kleine Bruder von „nicht interessant genug für die Presse“ ist „nicht berühmt genug“. „Mich kennt doch keiner“ ist eine Ausrede, die nicht zählt. Die großen Geschichten, die ganzseitigen Porträts, die mehrseitigen Textstrecken – sie werden entweder über Menschen gemacht, die berühmt sind, weil sie etwas Besonderes machen oder sind oder mit Menschen, die nicht berühmt sind, aber etwas Besonderes machen oder sind.

Und selbst wenn es tausende gibt, die das gleiche tun: Keiner/keine macht es wie du.

Und selbst, wenn es tausende gibt, die es genau so machen: Dann sorge für Mehrwert. Okay, hier braucht es ein Beispiel. Du hast eine Eisdiele, wie es Dutzende in der Stadt gibt? Dann schlage der örtlichen Presse im Frühjahr das Thema „Neue Eissorten für die kommenden Saison“ vor, im Sommer das Thema „Die beliebtesten Eissorten der Stadt“, im Herbst „Nüsse und Schokolade – Balsam für die Seele“ und im Winter „Heißes aus dem Eiskaffee – Grog, Punsch und Amarettoeis“. Lass dir was einfallen – denn damit begeisterst du die Redaktion.

Mein Tipp: Recherchiere, worüber deine Konkurrenz schreibt, was deine Zielgruppe wissen will und was die Zeitungen suchen.

Suche nach den Nachrichtenwert. Er verbirgt sich hinter

  • Wissen und Meinung
  • Unterhaltung und Geschichten oder
  • Lösungen und Problemen.

 

Das sind die 3 häufigsten Irrtümer, uüber die ich meine Kunden hundertfach aufgeklärt habe.

Du hast noch mehr Glaubenssätze, die dich bisher davon abgehalten haben, deine Themen in die Zeitung zu bringen und somit über ein Medium in das Blickfeld deiner Kunden zu gelangen, das als einer der glaubwürdigsten und sorgfältigsten gilt?

Niemand erwartet, dass du alle Vorsicht und Bedenken über Bord wirfst und morgen schon zur besten Sendezeit und live Marietta Slomka das Sommerinterview gibst. Aber eine halbe Seite über dein Business in der Lokalzeitung wäre schon ganz nett, oder?

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